Heilnetz-Thema des Monats: Bewegung

Bewegtes Leben – Ganz in Bewegung

Heilnetz-Thema des Monats: Bewegung
©Pixabay

von Martina Seifert, Texterin, Lektorin, Yogalehrerin
(letzte Überarbeitung: 17. Februar 2020)

Leben ist Bewegung. Das gesamte Universum, alle Wesen und Dinge entstehen, verändern sich und entschwinden. Ein fortlaufendes Kommen und Gehen. Nichts steht still.

Im frischen Strom des Lebens dahingleiten

Das Herz schlägt, zieht sich zusammen und entspannt sich, das Blut fließt und der Atem strömt ein und aus – selbst wenn ich still sitze oder liege vollziehen sich unentwegt zahlreiche Prozesse im Körper. Der gesamte Organismus schwingt im Rhythmus von Anspannung und Entspannung.

Bewegung ist einer der Daseinsaspekte. Alles fließt. Die Buddhisten sprechen in diesem Zusammenhang von Vergänglichkeit, dem Prozess des Werdens und Vergehens, der sich in jedem Moment immer wieder neu vollzieht.

Ganzheitliche Bewegungsformen – Wohltat für Körper und Geist

Meditative Bewegungslehren wie Yoga entsprechen und unterstützen auf sanfte Weise die Phasen der Anspannung und Entspannung, der Bewegung und Ruhe, in denen wir Kraft schöpfen, uns regenerieren und entspannen. Sind diese beiden Aspekte ausgeglichen, fühlen wir uns wohl. Vernachlässigen wir einen der beiden, verlieren wir die Balance. Sportliche Höchstleistungen können uns auszehren, unseren Körper überbeanspruchen und uns unsere letzten Energien rauben, während Bewegungsmangel Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Rückenbeschwerden, Immunschwäche oder Depressionen zur Folge haben kann.

Nicht nur der Körper leidet unter fehlender Bewegung oder Entspannung. Auch unser Geist will bewegt werden und sich beruhigen. Meditative Bewegungsformen versorgen sowohl unseren Körper als auch unseren Geist mit frischer Energie und Lebenskraft. Wir schulen Körperwahrnehmung und Bewusstsein, innere und äußere Haltung, bauen Stress ab und werden beweglicher. Atem und Meditation spielen dabei eine zentrale Rolle.

Yoga – Fitness oder meditative Praxis?

In den letzten Jahrzehnten ist Yoga zu einem wichtigen Faktor in der Komplementärmedizin geworden. Immer mehr Yoga-Stile sprießen aus dem Boden, davon zahlreiche aus den USA, die den Hauptfokus auf Gesundheit und Fitness legen. Dabei kommen spirituelle oder meditative Aspekete oftmals zu kurz.

Ashtanga Vinyasa Yoga – Im Fluss des Atems

Urvater des westlichen Yogas ist Tirumalai Krishnamacharya, der in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die am Hof des Maharadschas von Mysore in Indien lebenden Novizen körperlich und geistig schulte. Dazu entwickelte Krishnamacharya das sogenannte Ashtanga Vinyasa Yoga (Sanskrit: vinyasa: Anordnung), eine Aneinanderreihung verschiedener Asanas (Köperstellungen), die Hauptbestandteil des Hatha Yoga sind. Die ausgewählten Asanas stammen allerdings aus unterschiedlichen Quellen, die oftmals in keiner Verbindung zum Yoga-Sutra von Patanjali stehen. Im letzten Asana verweilt der Yogi, um schließlich in die Ausgangsposition zurückzukehren - und so fort.

Iyengar Yoga – Einswerdung mit Gott?

Ashtanga Vinyasa Yoga, später popularisiert von Patthabi Jois, kommt heute in vielen Yoga-Studios als schweißtreibendes Fitness-Training zum Einsatz. Meditative Aspekte bleiben dabei meist auf der Strecke - Kritik, die bereits Krishnamacharyas Schwager und Schüler B.K.S Iyengar, Begründer des Iyengar Yoga, übte. Doch auch beim Iyengar Yoga fehlt es nicht selten an meditativer Praxis, auch wenn das lange Verweilen in einem Asana laut Begründer zur Verschmelzung mit Gott führen soll.

Es bedarf der genauen Recherche, wenn Yogalehrer*innen oder Studios gewünscht sind, die meditative oder gar spirituelle Aspekte in die Yoga-Praxis miteinfließen lassen, um neben dem Körper auch den Geist zu klären und zu entspannen – laut Yoga-Sutra der eigentliche Kern des Yoga.

Anmutiger Tanz - Tai Chi Chuan oder Qi Gong

Wer sich besonders schonend bewegen will, kann aber auch Tai Chi Chuan oder Qi Gong als Praxis wählen, meditative Bewegungsformen, die an einen stillen anmutigen Tanz erinnern. Qi Gong entstand bereits vor rund 5.000 Jahren in China, während Tai Chi Chuan sich im 17. Jahrhundert entwickelte, und zwar zunächst als Kunstform des Nahkampfs. Einige Experten betrachten Tai Chi als Weiterführung des Qi Gong. Sowohl beim Qi Gong als auch beim Tai Chi gehen alle Körperhaltungen fließend ineinander über, sodass harmonische Bewegungsabläufe entstehen, die zu innerer Ruhe führen und den Fluss der Lebensenergie, Qi, stimulieren.

Da alle Bewegungen sehr behutsam ausgeführt werden und der Körper nur wenig belastet wird, eignen sich die beiden Bewegungskünste besonders gut für ältere Menschen. Sie stärken das Gleichgewichtsgefühl und fordern den Geist, da teilweise komplexe Bewegungsabfolgen verinnerlicht werden müssen, insbesondere beim Tai-Chi. Qi Gong ist meist leichter zu erlernen, da die Bewegungsformen einfacher ausfallen. Sowohl Qi Gong als auch Tai Chi dienen der ganzheitlichen Erfahrung von Körper und Geist und nehmen auf dem Zweiten Gesundheitsmarkt mittlerweile einen hohen Stellenwert ein.

Ein Artikel von Martina Seifert

Yogalehrerin

Achtsames Yoga

33617 Bielefeld

www.martinaseifert.de

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